Wolf Haas: Müll

Sie haben natürlich recht: Warum ein Krimi mit Leichen und Leichenteilen in den literarischen Adventskalender? Nun, die Antwort ist einfach. Weil nach mehreren Jahren Pause 2022 zum Glück wieder ein Roman mit dem Hauptprotagonisten Simon Brenner erschienen ist. Und - verzeihen Sie bitte – kaum jemand wie der Autor Wolf Haas bringt es fertig, Todesfälle so darzustellen, dass diese phasenweise mit einem Lachanfall beim Lesen begleitet werden müssen. Wer dies nicht glauben mag, dem seien die vorgängigen acht Bücher der Brenner-Reihe ebenso wärmstens empfohlen.

Die skurrile Figur des früheren Polizisten Simon Brenner, welcher wohl mittlerweile beruflich wie privat alles Zustande gebracht hat, ausser schwarz zu schneien, treibt auch in seinem neunten Auftritt Verbrecher, Hausbesitzerinnen sowie seine früheren Polizeikollegen zur Verzweiflung. Am Schluss, so viel sei verraten, wird auch dieser heikle Fall in seiner Gesamtheit gelöst, wird auch dieses menschliche Knie der richtigen Person zugeordnet, wenn auch nicht der richtigen Entsorgungswanne …

Der Schreibstil von Wolf Haas ist unverkennbar. Die halben Sätze, deren Ende die Leserinnen und Leser selber fertig stellen dürfen, sind, gepaart mit den österreichischen Dialektausdrücken, einzigartig. Die Werkhofmitarbeitenden sind halt die Mistler. Und die Misttrennung in Wien ist halt die Beste der Welt. Man glaubt Haas ohne Überprüfung seiner Aussagen eh alles. Die Mischung verschiedener sozialen Milieus, von Gier, intelligenzmässiger Bescheidenheit und politischer Grundlagen ist einmal mehr originell und für jeden Brenner- und Wolf Haas-Fan ein Muss. Oder wussten Sie, dass die politische Dimension der Organspende beim Grenzübertritt von Österreich nach Deutschland eine wortwörtlich wahrhaftige Kehrtwende beinhaltet?

Ich habe den neuen Brenner-Roman verschlungen, weil … aber du weisst schon!