Ich bin im ersten Lehrjahr zur Fachfrau Betreuung in einem Stadtzürcher Hort. Weil er geschlossen ist, kann ich nicht zur Arbeit. Ich bin froh, trotzdem etwas Sinnvolles tun zu können. Als Freiwillige engagiere ich mich bei «Solidarität für Zürich», einer Plattform für Nachbarschaftshilfe. Ich nehme Telefone entgegen von Menschen, die etwa beim Einkaufen Hilfe brauchen. Dann suche ich eine Freiwillige oder einen Freiwilligen für die Aufgabe. Meist rufen alte und kranke Menschen an, die ihre Wohnungen nicht verlassen können. Fast alle erzählen viel von sich und ihren Ängsten. Einmal rief ein Mann an, der nicht kochen konnte. Er war verzweifelt, weil die Restaurants, in denen er normalerweise isst, geschlossen waren. Wir konnten ihm einen Mahlzeitendienst vermitteln. Er war extrem froh. Die grosse Dankbarkeit, die ich von den Hilfesuchenden spüre, ist für mich Bestätigung und Motivation. Auch wenn ich die Kinder im Hort vermisse, gibt mir meine jetzige Aufgabe viel Kraft.
Julia Vincenz engagiert sich bei der ökumenischen Aktion «Solidarität für Zürich». Sie lebt in Zürich.