Ich bewundere Menschen, die aus dem Nichts etwas schaffen, anstatt im Elend zu versinken. In Zimbabwe traf ich eine beeindruckende Frau. Eines Tages stand sie am Gartenzaun und wollte mir ein Schaf verkaufen. Sie benötigte Schulgeld für ihre Kinder. Ich konnte kein Schaf gebrauchen, aber eine Einheimische erklärte mir, ich könne das Tier dem Spital schenken. So sagte ich Ja und fuhr mit der Frau in unserem Pickup los, um das Schaf abzuholen. Wir fuhren zwei Stunden lang in eine abgelegene Region, das letzte Stück mussten wir zu Fuss gehen. Dann kamen wir zu ihrem Heim, einer Gruppe Rundhäuser. Der Sandplatz dazwischen war makellos sauber gewischt, das Holz fürs nächste Feuer lag bereit. Ich realisierte, dass sie eine perfekte Haushälterin war. Sie ernährte ihre Familie mit dem, was auf ihrem kleinen Feld wuchs – ohne Hilfe ihres alkoholkranken Mannes. Und sie war stundenlang gewandert, um eine Lösung für das Schulgeld zu finden. Trotz Armut strahlte diese Frau Würde aus – das hat mich sehr ermutigt.
Katharina Morello ist Buchautorin und Teilzeitpfarrerin in Horgen. Sie lebte mit ihrer Familie ein Jahr in Zimbabwe.