«Vor einigen Wochen besuchte ich mit einer lieben Nachbarin das Kunsthaus Aarau, wir gingen zu einer Bilderbesprechung. Es regnete und deswegen beeilten wir uns sehr – ich lief am Gehstock, eingehakt bei meiner Begleiterin. Sie hatte einen grossen Regenschirm aufgespannt. Auf dem Weg zum Kunsthaus hatte sich mein rechter Schuhbändel gelöst; erst auf der Aussentreppe vor dem Museum machte ich dann schliesslich halt, um meinen Schuh neu zu binden. In der Nähe an zwei kleinen Tischen sassen einige junge Leute. Wie ich gerade den Schuh wieder binden will, beugt sich blitzschnell eine der jungen Frauen von nebenan über meinen Schuh und schnürt ihn. Ich stehe mit offenen Augen und mit offenem Mund da, kann nur noch staunen und kaum ein Wort hervorbringen. Das war einfach unglaublich! Dass es so etwas gibt! Diese spontane Zuneigung und diese selbst-verständliche Fürsorge haben mich sehr berührt. Und ich bin die-ser jungen, mir unbekannten Frau von ganzem Herzen dafür dankbar.»
Irène Bislin, 88, wohnt in Baden. Mit ihrem Mann gründete sie die Stiftung Pro Diamantina für benachteiligte Mädchen in Brasilien.