Die letzte Zeile in einem Gedicht von Günter Eich heisst: «Ich sage dir nicht oft genug, dass ich dich liebe.» Diesen Satz haben mein Mann und ich uns vor vielen Jahren zu Herzen genommen, wir sagen das einander immer wieder, und das tut unserer Beziehung gut. Auch fremden Personen teile ich mit, wenn mich etwas gefreut hat. Ich melde der Physiotherapeutin, dass mir die Entspannungsübungen gutgetan haben, oder dem Metzger, wenn uns das Fleisch besonders geschmeckt hat, das er uns das letzte Mal empfohlen hat. Er hat sich über das Kompliment sichtlich gefreut und wahrhaftig nach meinem Namen gefragt. Von den Kirchenmusikern in meinem Umfeld weiss ich, dass es ihnen Freude bereitet, wenn jemand sie lobt und auf ein bestimmtes Orgelstück anspricht. Ich denke, die Sprache ist ein wunderbares Mittel, um einander freundlich zu begegnen. Gerade wir nüchternen Schweizer und Schweizerinnen könnten sie noch öfter nutzen, um einander eine kleine Freude zu machen oder einander zu ermutigen.
Verena Büchli ist freischaffende Germanistin und pensionierte Deutschlehrerin