«Sie ist noch sehr klein, meine Enkelin. Kaum zwei, aber sie weiss, was sie will an diesem Abend auf dem Trottoir. ‹Da!›, gibt sie mir zu verstehen und zeigt auf das kleine Tor. Ich öffne die schmiedeeiserne Tür zum Friedhof neben der Kirche. Zufrieden nimmt sie mich an der Hand, führt mich entlang der Kirchenmauer zur Eingangstür um die Ecke. Dort bleibt sie stehen. ‹Wetsch ine?›, frage ich erstaunt. Sie antwortet entschlossen: ‹Ja.›
Die Tür ist unverschlossen, drinnen ist es dunkel. Angst scheint sie nicht zu haben. Ich finde die Lichtschalter. Sie geht durch den Haupt-gang, fischt sich auf einer Bank zwei Sitzkissen und legt sie im Chorraum auf den Boden. Dann setzt sie sich drauf, wie sie das vom ‹Fiire mit de Chliine› kennt. Lange hält sie es dort nicht aus. Sie entdeckt Peddigrohrkugeln, die als Dekoration gedacht sind, rollt sie auf dem Boden hin und her. Ich freue mich und denke: Hoffentlich geschieht das landauf, landab hundertfach, dass Kinder und Jugendliche ihre Kirche als Spielraum erleben dürfen.»
Jürg Schoch, 68, war Leiter des Gymnasiums und Instituts Unterstrass in Zürich.