Das Meditieren begleitet mich schon seit 30 Jahren. Es ist ein ständiger Mutmacher, weil es mich gelassener macht. Das bestätigt mir auch mein Umfeld. Früher konnte ich gegenüber anderen Menschen ziemlich «spitzig» sein. Heute passiert mir das seltener. Kürzlich habe ich mich beispielsweise über eine Person geärgert, die sich oft aufspielt und in den Vordergrund drängt. Beim Meditieren habe ich realisiert, dass sie sich so verhält, weil sie von anderen gesehen werden möchte. Dieses Bedürfnis kenne ich von mir selbst ja auch. Als mir das bewusst wurde, verflog mein Ärger. Ich war sehr froh über diese Erkenntnis. Es ist nicht so, dass ich beim Meditieren nachdenke. Aber manchmal taucht eine Einsicht auf, während ich nach der Zen-Methode mit der Aufmerksamkeit dem Atem folge. Die Stille, in die ich eintauche, nimmt den giftigen Stachel weg. Vor allem zu Beginn hatte das Meditieren auch einen grossen Einfluss auf meine Partnerschaft, weil ich mich dadurch viel weniger schnell angegriffen fühlte.
Lilly Mettler ist pensionierte Musiktherapeutin und leitet Kontemplationsabende in der reformierten Kirche Zürich-Höngg.