Die sechs Sonaten für Geige und Cembalo (BWV 1014-1019) sollen Johann Sebastian Bachs bedeutendster Kammermusikzyklus sein, entstanden zwischen 1717 und 1723. Offenbar die ersten Violinsonaten der Musikgeschichte, in denen das Tasteninstrument nicht in der Rolle der Begleitung bleibt, sondern zum gleichberechtigten Partner der Violine wird. Das heisst es im Portal Wikipedia. Deshalb werden diese Sonaten auch nicht als Duo-, sondern als Triosonaten bezeichnet, obwohl es «nur» zwei Instrumente sind.
Mich hat schon vor vielen Jahren schlicht die Musik angesprochen - und zwar ganz besonders dieses Adagio, der erste Satz der Sonate Nr. 1 in h-Moll, eingespielt von Glenn Gould und Jaime Laredo, kurz nachdem ich selbst zur Welt kam.
Dass Glenn Gould das etwas weicher klingende Klavier statt Cembalo spielt, scheint mir passend. Genau das lässt mich die Augen schliessen und im Geist hinausfliegen, wo sachte und still Schneeflocken fallen im diesigen Licht.
Es ist wahrscheinlich diese eigentlich verrückte Mischung von Zartheit und Akkuratheit, die sich im Spiel von Glenn Gould stark ausdrückt: Genau die ist auch den Schneeflocken eigen. An sich geometrische Gebilde, die durch Temperaturunterschiede und Luftverwirbelungen in ihrer schieren Menge einen Tanz vollführen, der ein Wunder zu sein scheint.
Es lohnt sich aber auch, den Rest der Sonaten anzuhören. Und sich extra die Zeit dafür zu nehmen und auf innere Reisen zu gehen.