«Heute Nacht» in iranischem Blues - Möglichkeit für Wunder

Dieses Lied ist ein Glücksfund. Ich hatte bis dahin nicht den geringsten Grund, die Band Mirza und ihren Song «Emshab» (Heute Nacht) zu kennen – bis ich vor Jahren den Film «No one knows about persian cats» (Perserkatzen kennt doch niemand, 2009) sah.

Darin geht es um die Untergrund-Musikszene im Iran (mehr im Infotext unten). Unter anderem wird eben Mirza begleitet, eine Bluesband in Teheran um den Sänger und Gitarristen Babak Mirzakhani.

«Das ist reiner Blues»

Auf Deutsch und Englisch ist im Web nach wie vor nicht vieles zu finden über die Gruppe. Und ich bin nicht eigentlich ein «Bluesman», wie ein sich «Ahreeman X» nennender User auf der Website iranpoliticsclub.net nennt. Aber mir erging es während dem Film und dem kurzen Ausschnitt des Liedes «Emshab» ganz ähnlich, wie der User schreibt:

«Ich bin Bluesman, ein Blues-Fan, ein Blues-Sammler und ein Blues-Historiker. Ich hörte Mirza spielen und es hat mich umgehauen! Musik von solchem Kaliber aus dem Iran ist ein Rätsel! Wie kann es sein? (...) Das ist reiner Blues. (...)  Hören Sie Babak Mirzakhani, (...) aber mit geschlossenen Augen.» (Quelle: iranpoliticsclub.net)

Das rate ich ebenso eindringlich: Hören Sie das Lied, und hören Sie es mit geschlossenen Augen. Oben finden Sie die kürzere Version, wie sie im Film vorkommt. Unten die lange, die auf dem Album «Khab/Sleep» (Schlaf) veröffentlicht wurde.

«Heute Nacht» lässt in den Worten jeweils kurz verschiedene Bilder auftauchen (wie es der Film selbst auch zeigt). Sie wirken eher assoziativ und rätselhaft. Eine Frau, die das seltsame Lachen eines Fremden sieht, und wach ist bis in den Morgen. Ein Mann, der einem Chef die Hand küsst. Ein Kind, das seine erste Zigarette raucht. Eine Schlange, die den Fuss eines Elefanten verschluckt hat.

Da die Band im Iran lebt und musiziert, sind verklausulierte Texte wahrscheinlich. Doch die seelenergreifende Musik mit der Ahnung der Erzählung kann ganz gut den Eindruck erwecken, dass «Heute Nacht» etwa auch ein Wunder wie die Geburt eines Kindes in einem Stall möglich ist. Denn in «Emshab» bleiben alle lange wach. Und dann, singt Babak Mirzakhani, werden wir sehen.