Zufallsfund in einem Secondhand-Buch

Advent 2025

Als Redaktor Hans Herrmann «Das Glasperlenspiel» von Hermann Hesse aus einem Antiquariat öffnete, fiel eine Überraschung heraus – die den handgeschriebenen Namen «Hesse» trägt.

Neulich kaufte mir der jüngere meiner beiden Söhne in einem Antiquariat ein gut erhaltenes Exemplar eines Romans, den ich bereits vor einiger Zeit leihweise gelesen hatte, irgendwann aber auch noch erwerben wollte: «Das Glasperlenspiel» von Hermann Hesse. 

So griff ich denn in der erstbesten Mussestunde erwartungsfroh nach dem literarischen Geschenk, um wieder einmal einzutauchen in die wundersame Welt des Glasperlenspiels und seines Hochmeisters Josef Knecht.

Mit «besten Wünschen» – von Hesse 

Als ich den Band aufschlug, erwartete mich eine kleine Überraschung in Form eines Klarsichtkuverts, das der Vorbesitzer zur würdigen Aufbewahrung zwischen die letzte Seite und den Buchdeckel geschoben hatte. Es enthielt eine zusammengefaltete Zeitungsseite mit einer ausführlichen und kritischen Betrachtung zu Hesses «Glasperlenspiel», verfasst von der Schriftstellerin Renate Schostack.

Im Kuvert lag weiter ein Notizzettel in der Grösse einer Visitenkarte, von Hand beschrieben mit der folgenden Nachricht: «Für Herrn Saladin mit den besten Wünschen für das neue Jahr 1970.» Dann als Unterschrift zwei Initiale, verbunden mit einem «und», schliesslich der Nachname: Hesse!

Beim Schreiber muss es sich um einen (männlichen) Hesse-Nachfahren gehandelt haben. Um welchen?

Natürlich war mir sofort klar, dass dieser mit Tinte und etwas flüchtiger Hand geschriebene Satz nicht aus dem Füllfederhalter des grossen Literaten und Nobelpreisträgers stammen kann, denn dieser starb bereits 1962.

Ich begann zu kombinieren. Beim Schreiber muss es sich um einen (männlichen) Hesse-Nachfahren gehandelt haben. Um welchen? Das erste Initial ist schwer zu interpretieren, das zweite ein S. Vermutlich grüsste dieser Hesse zum Jahreswechsel auch im Namen seiner Frau. Geht man nun davon aus, dass er sie, wie es die Höflichkeit gebietet, an die erste Stelle seiner Unterschrift setzte, gehört der unleserliche Buchstabe zu ihr, das S hingegen zu ihm.

So oder so in Ehren

Der Blick auf einen Stammbaum im Internet zeigt: Hermann Hesse hatte drei Söhne, keiner trug einen Vornamen, der mit S beginnt. Bei der Enkelgeneration sieht es männlicherseits schon ergiebiger aus: Silver und Simon Hesse. Aber welchen der beiden S hat der schöne Zufall in meine Hand flattern lassen?

Das muss wohl ein Geheimnis bleiben. Ich halte das Kärtchen so oder so in Ehren. Obwohl ich finde, dass es durchaus eine frühere Jahreszahl und die Unterschrift «H. Hesse» hätte sein dürfen.

Adventskalender 2025: Unsere liebsten Dinge

Wir alle haben das wohl: Dinge mit Geschichte und Geschichten.

Gegenstände, die einem ganz persönlich wichtig und wertvoll sind, auch ohne materiellen Wert. Und zu denen wir lustige, spannende, herzerwärmende, nachdenklich stimmende Geschichten erzählen können.

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