Das C. G. Jung-ABC: Von Anima bis Synchronizität

Glossar

Carl Gustav Jung verwendete verschiedene Begriffe, um seine Theorien über die menschliche Seele zu erklären. Eine kleine Zusammenstellung der zentralsten Ausdrücke.

Anima, Animus

Die Anima ist nach C. G. Jung der weibliche Seelenanteil im Unbewussten des Mannes – ein inneres Bild des Weiblichen, das stark von persönlichen Erfahrungen geprägt ist, aber ebenso von kollektiven Vorstellungen und Erfahrungen, die die gesamte Menschheit mit dem anderen Geschlecht gemacht hat. Ihr Gegenstück in der Frau ist der Animus, der männliche Seelenanteil. Anima und Animus beeinflussen Emotionen, Intuition und Beziehungen. Sie sind zentral für die Individuation, also die seelische Entwicklung des Menschen. Beide Konzepte helfen laut Jung, das innere Gleichgewicht zu finden.

Archetypen

Die Urbilder der menschlichen Psyche gehörten für Jung zum religiösen Bilderschatz aller Kulturen und damit zum kollektiven Unbewussten. Sie prägen unser Denken, Fühlen und Handeln unabhängig von Kultur oder Zeit. Archetypen zeigen sich in Mythen, Märchen, Träumen, Religionen und Kunst. Sie helfen, innere Prozesse und Entwicklungen zu verstehen.

Individuation

Der Begriff Individuation gehört zu den zentralen Konzepten der Analytischen Psychologie von C. G. Jung. Damit gemeint ist der lebenslange Prozess der Selbstwerdung, bei dem der Mensch seine bewussten und unbewussten Anteile integriert. Nach Jung haben wir alle mit den uns verliehenen «Mitteln und Gaben» zu leben, können uns nur innerhalb von gesteckten Grenzen entfalten. Akzeptieren wir uns selbst in dieser Begrenzung, können wir uns, ohne auszuweichen oder davonzulaufen, zum Menschen entwickeln, der in uns angelegt ist. Als reflektierende Wesen ahnen wir, dass die Begrenztheit nur eine Seite unseres Wesens ist und dass wir selbst als Begrenzte in einem Unbegrenzten ruhen.

Kollektives Unbewusstes

Für Jung war das kollektive Unbewusste ein universelles psychisches Erbe, das Wissen und Erfahrungen der ganzen Menschheit umfasst. Im Gegensatz zum persönlichen Unbewussten, das individuelle Erinnerungen enthält, beinhaltet das kollektive Unbewusste auch Archetypen, Mythen und Symbole, die tief in der Psyche wurzeln. 

Schatten

Unbewusste, verdrängte oder nichtgelebte Persönlichkeitsanteile nannte C. G. Jung den Schatten. Es sind abgelehnte Eigenschaften, Wünsche oder Impulse, die man nicht mit dem eigenen Selbstbild vereinbaren kann und für die man sich schämt. Häufig projizieren Menschen ihren Schatten auf andere: Sie nehmen im Gegenüber Dinge als störend wahr, die sie bei sich selbst nicht sehen wollen. Dies führt zu Vorurteilen, Feindbildern oder irrationalen Abneigungen. Für Jung ist es essenziell, sich dem eigenen Schatten zu stellen, ihn zu erkennen und bewusst in das Selbst zu integrieren. In Träumen, Mythen und Märchen tritt der Schatten oft als dunkle Gestalt, Tier, Gegner oder Monster auf. Zum Schatten gehören jedoch auch unentwickelte Potenziale, die im Verborgenen liegen und erschlossen werden wollen.

Synchronizität

Sie bezeichnet das Phänomen bedeutungsvoller, aber nicht ursächlich verbundener Ereignisse, die gleichzeitig auftreten und als miteinander verbunden empfunden werden. Jung sah in diesen «sinnvollen Zufällen» mehr als nur Glück oder Pech, sondern Hinweise auf eine tiefere Ordnung im Universum. Synchronizität kann als eine Art Brücke zwischen den Gedanken und Gefühlen der inneren Welt und den Ereignissen in der äusseren Welt verstanden werden.