Jörg Lanckau schlendert zu seinem Audi-Cabrio, das vor den Büros der Bündner Landeskirche in Chur steht. Dazu zieht er an seiner elektrischen Zigarette. Es ist 16 Uhr. Der Theologiekurs, den er leitet, war bis zum letzten Platz voll. Lanckau öffnet die Wagentür und steigt ein.
Der Himmel ist blau. Die Sonne hat braune Flecken in die Schneedecke gefressen, die noch bis vor Kurzem die umliegenden Berge bedeckte. Das warme Licht macht Hoffnung auf Frühling. Auch wegen dieser Nähe zur Natur nennt Lanckau das Bündnerland seine Heimat. Er deutet zum Calanda: «In meiner Zeit als Pfarrer in Untervaz bin ich jedes Jahr mit meinen Konfirmanden hochgestiegen.» Das war von 2002 bis 2012. Seit 2013 ist er Studiengangsleiter an der Evangelischen Hochschule in Nürnberg. Da sein schulpflichtiger Sohn wieder bei ihm lebt, verbringt Lanckau mehr Zeit in Deutschland als im bündnerischen Castiel, wo er seit fünf Jahren wohnt.
Zeit zum Nachdenken
Der Professor der Theologie, der in der Schweiz als reformierter Pfarrer ordiniert wurde und nun auch in Nürnberg in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern arbeitet, wirkt aber nicht gestresst. Er deutet auf sein Cabrio, mit dem er den Heimweg meistens zurücklegt: «Damit bin ich schon 320'000 Kilometer gefahren.» In den vier Stunden Autofahrt von Graubünden nach Nürnberg hört er oft Hörbücher des Philosophen und Publizisten Richard David Precht. Oder die Verkehrsmeldungen am Radio.