Sind Sie froh, dass Sie die Corona-Pandemie nicht als Bundesrat, sondern als Gastgeber der Bernhard Matinee erlebt haben?
Moritz Leuenberger: Keineswegs. Als Bundesrat stellte ich mich grossen Aufgaben in der Regel lieber als kleinen. Und die Pandemie ist eine grosse Aufgabe für die Regierung.
Worin bestand für Sie der Reiz der grossen Aufgaben?
Sie sind es, die wirklich fordern. Repräsentation und Routinegeschäfte weniger. In diesen Rollen fühlte ich mich immer etwas fremd und habe mich auch über mich selbst lustig gemacht. In schwierigen Situationen geht man vollkommen in seiner Aufgabe auf. Und eigentlich suchte ich das Amt ja, um Verantwortung zu übernehmen.
Nun waren Sie ein Entertainer, der nicht auftreten durfte. Was kann Humor in so einer Krise leisten?
Humor verschafft eine Distanz und kann eine Situation entschärfen, zu Erleichterung und Gelassenheit beitragen. Allerdings verstehen nicht alle das Gleiche unter Humor. Für einige ist er einfach ein Auslöser zu Lachsalven. Für mich ist der schönste Humor der, welcher die Realität aus einer anderen Optik so zeigt, dass sie uns belustigt.
Ist Humor also ein Schutzschild?
Eher eine andere Sicht auf die Dinge. Zum Schutzschild kann eher die Ironie verkommen. Da schlüpft man in eine andere Rolle, schützt sich damit, man habe es gar nicht so gemeint. Das kann lustig sein, wenn es alle verstehen, doch oft ist das nicht der Fall. In einer Krise ist die Ironie keine Hilfe. In unserem Elternhaus ist die Ironie gepflegt worden. Ich habe sie derart geschärft, bis viele Mühe hatten, mich noch zu verstehen. Ich machte schlechte Erfahrungen mit ihr.