Sie wohnen seit über 20 Jahren in Zürich. Welche Bedeutung hat für Sie das Grossmünster?
Shirana Shahbazi: Es ist Teil der Topografie und Geschichte Zürichs. Allerdings bin ich im Alltag eher selten in der Altstadt und am Seeufer unterwegs. Das Leben in Zürich ist je nach Quartier sehr unterschiedlich. Ich lebe im Kreis vier in der Hardau, dort bin ich zu Hause in einer gewachsenen Gemeinschaft, der ich mich sehr zugehörig fühle.
Nun gestalten Sie die abgedeckte Fassade des Grossmünsters. Was reizt Sie am Projekt?
Die Einladung zum Wettbewerb war für mich als Zürcher Künstlerin eine besondere Freude. Mich interessiert am Grossmünster neben seiner Bedeutung als Ort natürlich auch die grosse Dimension. In der Schweiz entscheidet man sich bei Kunst im öffentlichen Raum oft für sehr zurückhaltende Kunst. Kunst, die sich beinahe durch ihre Unsichtbarkeit auszeichnet oder es allen recht machen will, die ja nicht aneckt. Dass so ein grosser Perimeter freigegeben wird für Kunst, die sich nicht verstecken soll, ist schon sensationell. Ausserdem besuche ich Sakralbauten aller Art sehr gerne.