Recherche 25. November 2015, von Rita Jost

Petition gegen Absetzung religiöser Sendungen

Medien

In der Westschweiz sollen religiöse Sendungen weggespart werden. Politiker lancieren eine Petition gegen dieses Vorhaben.

RTS muss drei Prozent seiner Kosten einsparen. Für die Religionssendungen hat das nun drastische Folgen. Die Hälfte der Gelder, nämlich 1,2 Millionen, sollen gestrichen werden. Drei beliebte Sendungen («A vue d esprit», «faut pas croire» und «hautes fréquences») sollen verschwinden.

Das sei völlig unverhältnismässig und zum jetzigen Zeitpunkt auch widersinnig, protestiert der Freiburger Theologieprofessor François-Xavier Amherdt. Religiöse Konflikte seien aktueller denn je, das bedinge kompetente Information und Journalisten, die für ein breites Publikum leicht verständlich und einordnend berichten könnten. Das hätten die Macher der religiösen Sendungen auf RTS geleistet, ist auch der Schweizerische Evangelische Kirchenbund, SEK, überzeugt. Eine Petition. Protest gibt es nun auch aus politischen Kreisen. In einer Petition fordern namhafte W

estschweizer Politiker – unter ihnen die Genfer Staatsrätin Lilian Maury Pasquier und Ex-Bundesrätin Micheline Calmy-Rey – zusammen mit Historikern und Soziologen, dass RTS auf seinen Entscheid zurückkommt.

Begründet wird diese Forderung mit der Feststellung, dass die nationale Radio- und Fernsehanstalten vertraglich verpflichtet seien, das Verständnis, den Zusammenhalt und den religiösen Frieden zu sichern. Bedauert wird, dass RTS vorgeprescht sei, bevor im Bundeshaus eine Grundsatzdebatte über den Service Public stattgefunden habe.Ökumene. Produziert werden die fraglichen Sendungen in der Westschweiz von Médias-Pro und Cath-Info. Die beiden Unternehmen der reformierten bzw. katholischen Kirche

arbeiten zusammen. Ihr Vertrag mit RTS läuft 2017 aus und soll nun nicht mehr erneuert werden. Religiöse Inhalte würden jedoch nicht gänzlich aus dem Programm gekippt, versichert Programmdirektor Gilles Marchand, sie würden in den täglichen Informationssendungen einfliessen.

Das sei jedoch genau das Problem, sagte in einer Radiosendung Ada Marra, Waadtländer SP-Politikerin und Erstunterzeichnerin der Petition. Um kritisch und kompetent über religiöse Inhalte zu berichten und Vorgänge einzuordnen, müsse man Fachwissen besitzen. Und sich konstant mit den Themen auseinandersetzen. Sonst sei man nicht in der Lage, heikle Situationen richtig einzuschätzen. Wie in anderen Fachbereichen brauche es auch hier Spezialistinnen und Spezialisten.

Deutschschweizer Sendungen nicht betroffen

Bei SRF, dem Deutschschweizer Pendant zu RTS, wird im Moment nicht über eine Streichung religiöser Inhalte diskutiert. Gemäss Pascale Huber, Radio- und Fernsehbeauftrage der Refomierten Medien, ist die Situation nicht vergleichbar. Man arbeite auf einer anderen Grundlage. Die Zusammenarbeit sei im Moment sehr gut, sie beschränke sich aber auf die Übertragung von Gottesdiensten bzw. auf das Wort zum Sonntag. Die entsprechenden Sendungen sind bei RTS auch nicht gefährdet.