RTS muss drei Prozent seiner Kosten einsparen. Für die Religionssendungen hat das nun drastische Folgen. Die Hälfte der Gelder, nämlich 1,2 Millionen, sollen gestrichen werden. Drei beliebte Sendungen («A vue d esprit», «faut pas croire» und «hautes fréquences») sollen verschwinden.
Das sei völlig unverhältnismässig und zum jetzigen Zeitpunkt auch widersinnig, protestiert der Freiburger Theologieprofessor François-Xavier Amherdt. Religiöse Konflikte seien aktueller denn je, das bedinge kompetente Information und Journalisten, die für ein breites Publikum leicht verständlich und einordnend berichten könnten. Das hätten die Macher der religiösen Sendungen auf RTS geleistet, ist auch der Schweizerische Evangelische Kirchenbund, SEK, überzeugt. Eine Petition. Protest gibt es nun auch aus politischen Kreisen. In einer Petition fordern namhafte W
estschweizer Politiker – unter ihnen die Genfer Staatsrätin Lilian Maury Pasquier und Ex-Bundesrätin Micheline Calmy-Rey – zusammen mit Historikern und Soziologen, dass RTS auf seinen Entscheid zurückkommt.
Begründet wird diese Forderung mit der Feststellung, dass die nationale Radio- und Fernsehanstalten vertraglich verpflichtet seien, das Verständnis, den Zusammenhalt und den religiösen Frieden zu sichern. Bedauert wird, dass RTS vorgeprescht sei, bevor im Bundeshaus eine Grundsatzdebatte über den Service Public stattgefunden habe.Ökumene. Produziert werden die fraglichen Sendungen in der Westschweiz von Médias-Pro und Cath-Info. Die beiden Unternehmen der reformierten bzw. katholischen Kirche
arbeiten zusammen. Ihr Vertrag mit RTS läuft 2017 aus und soll nun nicht mehr erneuert werden. Religiöse Inhalte würden jedoch nicht gänzlich aus dem Programm gekippt, versichert Programmdirektor Gilles Marchand, sie würden in den täglichen Informationssendungen einfliessen.
Das sei jedoch genau das Problem, sagte in einer Radiosendung Ada Marra, Waadtländer SP-Politikerin und Erstunterzeichnerin der Petition. Um kritisch und kompetent über religiöse Inhalte zu berichten und Vorgänge einzuordnen, müsse man Fachwissen besitzen. Und sich konstant mit den Themen auseinandersetzen. Sonst sei man nicht in der Lage, heikle Situationen richtig einzuschätzen. Wie in anderen Fachbereichen brauche es auch hier Spezialistinnen und Spezialisten.