Sie waren zehn Jahre als Diplomatin tätig, wechselten dann in den humanitären Bereich. Warum?
Karolina Frischkopf: Bereits in meiner Jugend engagierte ich mich in Organisationen, die sich gegen Rassismus, für Gleichstellung oder Jugendpartizipation einsetzten. Meine erste Stelle war bei Kinderschutz Schweiz. In die Diplomatie wechselte ich, weil ich verstehen wollte, wie komplexe Institutionen von innen funktionieren, wie Entscheide beeinflusst werden können. Auch ehrenamtlich blieb ich aktiv. Nach zehn Jahren wollte ich dieses Engagement nun zu meinem Beruf machen.
Was haben Sie aus Ihrer diplomatischen Zeit mitgenommen?
Auf Menschen zuzugehen, ihnen zuzuhören. Auch wenn das Gegenüber andere Ansichten hat. Ich habe stets in der Wirtschaftsdiplomatie gearbeitet. Über Abkommen im Bereich Menschenrechte wollte ich nicht verhandeln, Menschenrechte sind für mich nicht verhandelbar.
Sie übernahmen interimistisch die Leitung des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) nach der Abset-zung des Direktors. Die Organisation war in einer schwierigen Lage. Gibt es etwas, was Sie aus dieser Situation gelernt haben?
Krisenmanagement war mir nicht fremd, aber das, was ich beim SRK erlebt habe, war einschneidend. Bei vielen Beteiligten waren persönliche Verletzungen spürbar. In so einer Situation Dialoge zu führen, Lösungen zu suchen, ist anspruchsvoll. Als ich die Leitung übernahm, war für mich klar, dass ich das mache, bis die Organisation wieder in geregelten Bahnen läuft. Ein Neuanfang braucht neues Personal.