Ein bisschen schwebt Dana Grigorcea durch diesen Sommermorgen. Die Leichtigkeit rührt daher, dass der letzte Satz geschrieben ist. Am Tag zuvor hat sie ihren neuen Roman beendet. Dass der letzte Satz der letzte Satz ist, spürt sie sofort, obwohl sie ihn zuvor nicht im Kopf hat. «Alles fügt sich dann auf wundersame Weise zu diesem Satz.»
Der Nebel lichtet sich
Grigorcea sitzt in einem Strassencafé in der Zürcher Altstadt. Eigentlich sollte es beim Treffen um Thomas Mann gehen, der vor 150 Jahren geboren wurde. Aber in einem Gespräch mit Dana Grigorcea geht es immer schnell um alles: die Sommerferien und Lieblingsorte in der Stadt, die Freiheit der Kunst und die Diktatur der Nützlichkeit, den Schöpfungsakt des Schreibens, die Notwendigkeit des Glaubens.
Grigorcea ist Vorstandsmitglied der Thomas Mann Gesellschaft Zürich. Erstmals las sie ihn in ihrer Jugend in Rumänien: «Mario und der Zauberer». Sie fühlte sich sogleich angesprochen. «Alles war neblig um mich herum, doch beim Lesen lichtete sich meine Wahrnehmung.»
Das Spektakel des Willenbrechens
Mit leichter Hand verwebt Thomas Mann eine Skizze der italienischen Tourismusbranche mit der Kritik an der devoten Höflichkeit, die über Ungerechtigkeiten hinweggeht und sich in den Dienst der Macht stellt. Zuletzt lenkt er den Blick vor der Kulisse einer zirkushaften Hypnoseshow auf die Abgründe der Manipulation. Oder in den Worten von Dana Grigorcea: «Es geht es um das Spektakel des Willenbrechens und die Auflehnung dagegen.»