Nach dem Rücktritt des deutschen Papstes Benedikt XVI. am 28. Februar 2013 wurde der Argentinier Jose Maria Bergoglio als erster Nichteuropäer seit dem 8. Jahrhundert und erster Jesuit zum neuen Papst gewählt. Für dieses Amt gab er sich den Namen Franziskus zu Ehren des Heiligen Franz von Assisi.
Verzicht auf Mode und Komfort
Diese Namensgebung war zugleich ein programmatisches Statement: Auf den Spuren seines Vorbildes, des Gründers des Franziskanerordens, wollte der neue Pontifex ein Leben in Bescheidenheit und in Zuwendung zu den Menschen und zur Schöpfung führen. Er wohnte nicht in den päpstlichen Gemächern des Apostolischen Palastes, sondern im Gästehaus der heiligen Martha, verschmähte die roten Schuhe, in denen sein Vorgänger aufgetreten war, und zog es vor, sich in Kleinautos chauffieren zu lassen statt in einer Staatslimousine.
Seine erste Reise führte ihn noch im Jahr seiner Wahl auf die Insel Lampedusa zwischen Libyen und Sizilien, wo viele Bootsflüchtlinge angelandet waren, und predigte gegen die weltweite Gleichgültigkeit. Im Lauf seiner Amtszeit äusserte er sich verschiedentlich kritisch zum Kapitalismus («Kapitalismus tötet»), verfasste eine Enzyklika als Aufruf zur Sorge für die Umwelt und äusserte sich zuwendungsvoll gegenüber Homosexuellen. Für Obdachlose liess er am Rand des Petersplatzes Duschen einrichten, und er erlaubte geschiedenen wiederverheirateten Katholikinnen und Katholiken, unter bestimmten Voraussetzungen die Kommunion zu empfangen.
«Seine zugängliche Art, nahe bei den Menschen, hat der Kirche ein freundliches Gesicht gegeben. Unter ihm wurde die Weltsynode, an der die unterschiedlichsten Strömungen am Tisch sassen, möglich. Frauen wurden in leitende Ämter befördert. Nicht mehr tragbare Kirchenfunktionäre wurden entlassen», so würdigt Rita Famos, Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, das Wirken des Verstorbenen. «Sein Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung, für soziale Gerechtigkeit und seine klare Position zu Fragen von Migration und Armut haben das Bild der katholischen Kirche in den letzten Jahren stark geprägt.»
Frauen warten immer noch
Schwer lasteten auf seiner Amtszeit jedoch die zahlreichen öffentlich gemachten sexuellen Übergriffe durch Priester und Ordensleute; er verschärfte die Vorschriften und ordnete vorbeugende Massnahmen an. Frauenpolitisch sendete er zwar ermutigende Signale, aber stark wirksam wurden sie nicht.
Dazu Rita Famos: «Nicht alle Hoffnungen, die viele in ihn gesetzt hatten, konnten in Taten umgesetzt werden. So warten die Frauen immer noch auf die Weihe. Eine echte Beteiligung, wie sie der Weg zur Weltsynode zunächst versprach, wurde unter ihm noch nicht möglich.» Und für die Protestanten sei das «ökumenische Ringen» immer noch festgefahren in dogmatischen Streitigkeiten, etwa um das Kirchenverständnis.
So bleibt Franziskus als Papst in Erinnerung, der viele Menschen inspirierte, aber auch viele Gläubige, insbesondere in der eigenen Kirche, enttäuschte.