In der Oktober-Ausgabe 2024 von «reformiert.» schrieb ich über Ursprung, Wirkung und Wesen der Stille. Unter anderem führte ich aus, dass Stille in unbekannte Tiefen führt und keine Grenzen kennt. Sie liegt jenseits vom Denken, jenseits vom Ego. In ihr sind wir uns selbst und mit dem Ewigen in Kontakt.
Im Folgenden lege ich dar, wie es gelingen kann, zur Stille zu gelangen. Zunächst: Stille ist, wir können sie nicht herstellen. Hinweise in der Bibel zeigen, dass Menschen die Stille mit Gotteserfahrung in Verbindung bringen. Elia erfährt Gott nicht im Sturm und im Erdbeben, sondern im leisen Flüstern eines Windes (Bibel, 1. Kön 19).
Auf der Suche nach Heilung
Indische Weisheitsschriften berichten davon, dass die Stille den Urgrund von allem darstellt. Die Schöpfung, der ganze Kosmos, sind Ausfaltungen dieser Stille. Sie befindet sich in unseren Herzen, ein innerster Raum des Heilseins und des Friedens. Wollen wir sie zur Entfaltung bringen, müssen wir sie zuerst erkennen. Und dann all das wegräumen, was ihr entgegensteht.
Menschen berichten, was sie zur Suche nach Stille angetrieben hat: Eine Frau wurde tief berührt durch den Gesang von Novizinnen in einem Kloster. Enttäuscht von der Kopflastigkeit des Theologiestudiums, machte sich eine andere auf die Suche nach einem Herzensweg, auf dem Erfahrungen des Göttlichen möglich werden.