Schon als Bub habe ich Steine gesammelt: Mineralien, Fossilien, Bachkiesel mit ungewöhnlichen Formen. Irgendwann hatte ich mein flaches Präsentierkörbchen auf der Kommode voll. Stolz fragte ich meinen Vater, der aus beruflichen Gründen etwas von Gesteinen verstand, welches meiner Fundstücke wohl das wertvollste in meiner Sammlung sei.
Er besah sich meine Preziosen vom Jaspis über den Pyrit und die Quarzkristalle bis hin zum versteinerten Seeigelarm aufmerksam und deutete dann auf einen Kiesel aus der Emme, den die Natur exakt in eine raue und eine glatte Hälfte unterteilt hatte. Er sah fast aus wie eine Eichelnuss in ihrem Hut. «Der ist vermutlich der Wertvollste», sagte mein Vater. «Pyrit und Quarz gibt es in der Natur zuhauf, aber Kiesel von genau dieser merkwürdigen natürlichen Beschaffenheit gibt es weltweit vermutlich nicht so viele.»
Plötzlich sah ich diesen von mir bisher nicht so beachteten Stein mit anderen Augen – und begriff: Das Material muss nicht unbedingt kostbar sein; manchmal ist es die Prägnanz, die etwas Gewöhnliches zu etwas Besonderem macht. Der Stein hat in meiner Sammlung nach wie vor einen Ehrenplatz.
