KZ-3 benannte der Priester Korbinian Aigner eine der vier Apfelsorten, die er im Konzentrationslager Dachau züchtete. Seit 1982 heisst die Sorte zu Ehren des bayrischen Pfarrers Korbiniansapfel und wird immer noch angebaut.
Die Apfelbilder, die Aigner schon seit seiner Schulzeit malte, wurden 2012 für die Documenta, eine bedeutende Ausstellung zeitgenössischer Kunst, aus dem Archiv der Technischen Universität München an die Öffentlichkeit geholt und von der Kritik sogleich euphorisch als «Konzeptkunst» gefeiert.
Die späte Zufriedenheit
Darüber hätte sich der Bauernsohn sicherlich amüsiert. Die Äpfel, die er naturgetreu malte, dienten ihm als Anschauungsmaterial für sein vielfältiges Wirken zur Förderung des Obstbaus. 601 Apfel- und 275 Birnenbilder sind von ihm erhalten.
Nur mit Ach und Krach schaffte Aigner das Priesterseminar. «Mehr Pomologe als Theologe» stand in seinem Zeugnis. Der Satz zieht sich durch die Beurteilungen, die er als Vikar in verschiedenen bayrischen Dörfern erhielt. Bevor Aigner mit 46 Jahren eine eigene Pfarrei übernehmen konnte, kam hinzu: «Pomologe = dem weiblichen Geschlecht zu sehr zugetan.»
Der Pfarrer engagierte sich in der bayrischen Volkspartei, wo er die Anliegen seiner bäuerlichen Gemeinde vertrat. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialistischen Partei geriet der Theologe zunehmend in Schwierigkeiten. Er verweigerte von der Kirche geforderte Ehrerbietungen und äusserte sich im Unterricht kritisch gegen die Nazis.
Die Zucht im KZ
Schliesslich landete Aigner, wie viele andere katholische Geistliche, im Konzentrationslager Dachau. Er arbeitete in der dortigen Versuchsplantage, vielleicht einer der noch erträglicheren Einsatzorte im KZ. Im Versteckten widmete er sich seiner Apfel-Leidenschaft und versuchte, neue Sorten zu züchten.
1945 schickten die schon besiegten Nazis die Häftlinge auf den berüchtigten Todesmarsch ins Tirol. Aigner, 60-jährig, konnte fliehen: «Habe mich auf dem Marsch in der Nacht vom 30.4. selbst entlassen.»
Der Apfelpfarrer kehrte zurück in seine letzte Pfarrei. In den 21 Jahren bis zu seinem Tod widmete er sich vor allem der Gemeinde, gerne auch im Wirtshaus. Dort soll er mit nur einem Glas Bier und einer Zigarre den ganzen Abend zufrieden gewesen sein.