Weil sich Knaus aber «unter dem Dach der reformierten Kirche mit ihrem weiten Horizont» zu Hause fühlt, blickte er über die Kantonsgrenze hinaus und bewarb sich erfolgreich auf eine Stelle in Windisch. Seine Werkstatt löste er auf, lagerte Maschinen und Werkzeuge ein, mit der Idee, Sozialdiakonie und Holzwerkstatt später zu verbinden. 2023 zog Knaus in das 8000-Seelen-Dorf zwischen Aare und Reuss. Aufs Dorfleben freute er sich: Nach seiner Lehre als Orgelbauer war er neun Jahre in Italien, Frankreich und den USA auf Wanderschaft gewesen und hatte in Dörfern gelebt und gearbeitet.
Schöpfung hautnah
Der angehende Sozialdiakon startete am neuen Wohnort sogleich eine Reihe Projekte: Im Gemeinschaftsgarten neben dem Pfarrhaus können Menschen aus der Gemeinde, Schüler, unbegleitete minderjährige Asylbewerber und weitere Interessierte auf 700 Quadratmetern Gemüse und Blumen pflanzen und pflegen «und so miteinander Gottes Schöpfung erleben». Eine Filmreihe zu Lebens- und Glaubensthemen ist ein weiteres Projekt.
Und dann eben Vierstimmig. Laut Knaus ist es weniger ein Chor denn ein spiritueller Anlass. Der Ablauf ist immer der gleiche: Nach einem halbstündigen Einsingen und Üben singen die Frauen und Männer eine Stunde lang zwölf kirchliche Lieder, ohne an einzelnen Passagen zu feilen, stets vierstimmig und alle Strophen. Die Lieder begleitet ein Pianist am Flügel, sie wechseln mit dem Kalender des Kirchenjahrs.
Unter dem Chorfenster, welches im Abendlicht blau leuchtet, erklingt nun das Taizé-Lied «Jésus le Christ, lumière intérieure». «Musik ist für mich ein Anknüpfungspunkt zum Göttlichen», hatte Jann Knaus in seinem Büro zuvor gesagt. In der Kirche Windisch machen die Sängerinnen und Sänger jene Verbindung auf sanfte Weise hör- und spürbar.