Der Zugang zu Wasser und der Bau von Toiletten seien wichtig, sagt Projektleiter Alemayehu Koysha. Der Bedarf an sanitären Anlagen mit fliessendem Wasser ist enorm. Von den 527 Schulen im Distrikt haben nur 147 Zugang zu sauberem Trinkwasser. Neue Projekte sind geplant. «Doch das Wasser muss in der Nähe vorhanden sein, sonst wird der Aufwand zu gross», warnt Koysha vor überzogenen Erwartungen.
Schlechte sanitäre Versorgung ist weltweit eine der grössten Herausforderungen für Gesundheit und soziale Entwicklung. Hilfswerke und NGO setzen deshalb auf Toiletten und sauberes Wasser. So auch das Heks.
Die Organisation baue in vielen Ländern des Südens Toiletten, erklärt der Medienverantwortliche Lorenz Kummer. In der Heks-Kampagne «Hilfe schenken» kann man ein Plumpsklo mit einer Spende von 100 Franken finanzieren. Für den Bau einer Mädchentoilette in einer Schule muss man mit 20'000 Franken tiefer in die Tasche greifen.
Sanitäre Anlagen entscheidend für Leben und Tod
In Regionen, wo es an sauberem Trinkwasser und Hygiene mangelt, sind sanitäre Einrichtungen entscheidend. Verschmutztes Wasser birgt viele Krankheitserreger. Fäkalien verursachen Durchfallerkrankungen. Laut Weltgesundheitsorganisation sterben jährlich Millionen Menschen an den Folgen von Durchfall, oft Kinder unter fünf Jahren. Auch parasitäre Infektionen durch Spul-, Haken- und Peitschenwürmer sind weit verbreitet. Epidemien wie Cholera resultieren aus schlechten Abwassersystemen. Und stehende Gewässer fördern die Ausbreitung von Malaria und Denguefieber.
Der Mangel an Toiletten hat neben gesundheitlichen auch soziale Folgen. Durch Krankheit und Tod der Angehörigen verarmen ganze Familien. Mädchen in Entwicklungsländern bleiben der Schule fern, weil es dort an Privatsphäre und Hygiene mangelt. Frauen und Mädchen sind besonders gefährdet, Opfer von Gewalt und sexuellen Übergriffen zu werden, wenn sie ihre Notdurft im Freien verrichten müssen.
Mit einem Schwamm am Stock
Auch wenn sanitäre Einrichtungen heute in Industrieländern selbstverständlich sind, war dies lange nicht der Fall. In der Antike hatten Griechen und Römer hohe Hygienestandards. Römer nutzten öffentliche Latrinen mit fliessendem Wasser. Zur Reinigung benutzten sie einen Schwamm am Stock, der mit Essig gereinigt wurde.
Im Mittelalter verschlechterte sich die Hygiene in Europa. Menschen erleichterten sich oft in Eimern oder Gruben. In Städten kippten sie Fäkalien einfach auf die Strasse, was Krankheiten verbreitete und bestialisch stank. Auf Burgen benutzte man «Abtritte» in den Mauern, die Fäkalien fielen direkt in den Burggraben.
«Water Closet» zuerst ohne viel Sinn
Im 16. Jahrhundert erfand Sir John Harington, ein Höfling von Königin Elisabeth I., das «water closet» (WC). Doch ohne Kanalisation nutzte diese Erfindung wenig. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert und der Angst vor Cholera-Epidemien kam die Wende.
Metropolen wie London oder Hamburg bauten Kanalisationen. Ingenieure wie Thomas Crapper und Alexander Cumming entwickelten das moderne Spülsystem und den S-förmigen Siphon. So blieben üble Gerüche in der Kanalisation.
Heute dominieren Komfort, Hightech und Sauberkeit die Badezimmer. Niemand muss mehr sein Geschäft im «Häuschen mit dem herzförmigen Guggloch» im Garten verrichten. In Japan sind beheizte Sitze und sanfte Wasserstrahlen zur Reinigung bald keine Ausnahme mehr.