Heks-Mitarbeiter im Kongo entführt

Humanitäre Hilfe

Während eines Einsatzes im Kongo wurden zwei Mitarbeitende im Ostkongo entführt. Das Risiko für humanitäre Helfende in Konfliktgebieten wächst. 

Am Freitag, 6. Juni, wurden zwei lokale Mitarbeitende des Schweizer Hilfswerks der Evangelischen Kirchen Schweiz (HEKS) im Osten der Demokratischen Republik Kongo von bewaffneten Personen verschleppt. Die beiden waren im Auftrag von Heks im Gebiet Rutshuru unterwegs, in der Provinz Nord-Kivu – einer Region, die seit Monaten von Gewalt und Vertreibung geprägt ist. Heks hat eine Task-Force gebildet und steht in engem Kontakt mit den lokalen Behörden. Ziel ist es, das Schicksal der Entführten zu klären und ihre Freilassung zu erreichen.

Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass Mitarbeitende des Hilfswerks in Gefahr geraten. Bereits im Februar 2025 wurden drei einheimische Heks-Mitarbeitende in Nord-Kivu getötet. Daraufhin wurden die Projekte in der Region vorübergehend ausgesetzt.

Humanitäte Arbeit immer gefährlicher

Heks ist seit Jahren in der Demokratischen Republik Kongo aktiv. Das  Landesprogramm 2024–2028 fokussiert auf die Stärkung der Zivilgesellschaft, die Förderung des sozialen Zusammenhalts und die Unterstützung von Menschen in Notlagen – insbesondere in schwer zugänglichen und konfliktbetroffenen Regionen wie Nord-Kivu. Doch genau diese Einsatzorte sind besonders gefährlich geworden.

Projekte für mehr Stabilität

Das Heks-Landesprogramm 2024–2028 zielt darauf ab, dass die Bevölkerung Kongos Zugang zu sozialen Dienstleistungen erhält, soziale Spannungen abgebaut und wirtschaftliche Teilhabe gefördert werden. Nothilfe unterstützt Menschen in akuter Notlage, insbesondere Vertriebene und Rückkehrende. Jugendliche, darunter ehemalige Kindersoldaten oder Opfer sexueller Gewalt, werden in Friedensprojekte eingebunden. Ein Schwerpunkt liegt zudem auf nachhaltiger Landwirtschaft und dem Aufbau lokaler Agrarmärkte. Heks arbeitet mit Kleinproduzent:innen, Basisorganisationen sowie lokalen und nationalen Behörden zusammen.

Die Sicherheitslage für humanitäre Organisationen weltweit hat sich verschärft. Laut der Datenbank Aid Worker Security Database wurden im Jahr 2023 weltweit 595 Mitarbeitende von Hilfsorganisationen angegriffen, 280 davon getötet, 224 verletzt und 91 entführt. Die meisten Opfer sind lokale Mitarbeitende. In Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo erschweren instabile Verhältnisse die Arbeit zusätzlich. 

Gewalt und Vertreibung 

Die Provinzen Nord- und Süd-Kivu in Ruanda sind seit Jahren Schauplatz bewaffneter Auseinandersetzungen. Aktuell steht vor allem die Rebellengruppe M23 im Zentrum der Gewalt. Die Bewegung wurde 2012 gegründet und besteht vorwiegend aus Angehörigen der Tutsi-Minderheit. Sie wirft der kongolesischen Regierung vor, Vereinbarungen aus früheren Friedensabkommen nicht eingehalten zu haben – etwa in Bezug auf politische Integration und den Schutz bestimmter Bevölkerungsgruppen. Die M23 fordert unter anderem Amnestie für ihre Kämpfer, politische Beteiligung und die Rückführung von Geflüchteten. Beobachter werfen der Bewegung schwere Menschenrechtsverletzungen vor. Die Regierung in Kinshasa beschuldigt Ruanda, die M23 militärisch zu unterstützen – was die ruandische Regierung bestreitet. UN-Berichte deuten jedoch auf eine Beteiligung Ruandas hin.

Seit Anfang 2025 hat die M23 mehrere Städte in Nord- und Süd-Kivu eingenommen, darunter auch strategisch wichtige Orte wie Goma und Bukavu. Diese Offensive hat zu grossflächigen Vertreibungen geführt. Nach UN-Angaben befinden sich über sieben Millionen Menschen im Land auf der Flucht. Im April 2025 wurde eine Waffenruhe zwischen der Regierung und der M23 vereinbart. Trotz dieses Schritts bleibt die Sicherheitslage angespannt. Internationale Bemühungen, darunter Sanktionen gegen ruandische Offizielle, zielen darauf ab, den Druck auf die Konfliktparteien zu erhöhen und eine politische Lösung zu fördern.

Enormer Bedarf an Hilfe

Für Organisationen wie Heks bedeutet die Lage einen ständigen Balanceakt. Einerseits ist der Bedarf an Unterstützung in der Region enorm – andererseits sind die Risiken für das Personal kaum kalkulierbar. Die wiederholten Angriffe in Nord-Kivu machen deutlich, wie verletzlich humanitäre Arbeit in fragilen Kontexten geworden ist.

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