Es sind die Kinder, die zu den wichtigsten Lehrern des Basler Pädiatrie-Professors Jan Bonhoeffer gehören. «Während 25 Jahren Kinderheilkunde und Begegnungen am Patientenbett hat mir noch nie ein Kind gesagt, danke, lieber Doktor, dass du meine Pneumokokken in der Lunge mit einem Antibiotikum erschlagen hast, jetzt geht es mir viel besser», erzählt der begeisterte Kinderarzt im Gespräch.
«Die Kinder sagen aber: ‹Ich habe es gestern Nacht überlebt, weil mir die Pflegende Tina die Hand gehalten hat, als ich am ganzen Körper gezittert habe›. Oder: ‹Meine Mutter hat mir die Kraft gegeben, als sie an meinem Bett sass, in der schwierigen Zeit durchzuhalten›.»
Zuwendung und Liebe
Aufgrund solcher Erfahrungen der Wirkung liebevoller Zuwendung ist Bonhoeffer überzeugt, dass der «tiefere Heilungsprozess auf der Ebene von Zuwendung und Liebe stattfindet». Diese Herzensebene beschreibt der Infektiologe näher als «Verbundenheit mit sich, mit nahestehenden Personen, mit Betreuenden und auch in der Verbundenheit mit etwas Grösserem, das die eigene Endlichkeit übersteigt.» Sich eingebunden, aufgehoben und geborgen fühlen, sind für Bonhoeffer «Momente der Verbundenheit in Liebe, die für den Heilungsprozess entscheidend sind».
«Liebe ist für mich die Lebenskraft schlechthin, ein innerer Zustand, der nichts mit Emotion zu tun hat», betont Bonhoeffer. Liebe beschreibt er als «ein Feld, das existiert und auf das ich mich einlassen kann». Wie Musik sei Liebe ein resonantes Feld.