Da ist zunächst dieser Slogan – fast ein Gedicht sogar. Der britische Autor Graham Tomlin beginnt seine neueste Publikation unkonventionell mit dem Zitieren des Werbespruchs einer Modemarke, die sich «Be Yourself» nennt. Es ist eine zehnzeilige Aufforderung, nicht an sich zu zweifeln und sich so zu lieben, wie man ist.
Das klingt an sich ganz schön, doch versteckt sich darin für Tomlin die ganze Misere unserer Zeit. In seinem Buch macht sich der ehemalige Bischof von Kensington daran, den pseudophilosophischen Kalenderspruch aus der Welt des Marketings zu demaskieren.
Für Tomlin ist allzu offensichtlich, wie die Fixierung auf Selbstliebe und Selbstoptimierung sowie die Maxime der individuellen Freiheit eine Schneise in den gesellschaftlichen Zusammenhalt schlägt. Und den Planeten durch Konsumwahn in den Abgrund zu reissen droht.
In seiner vielseitigen, oft humorvollen und mit gelungenen Allegorien versehenen Abhandlung spannt Tomlin weite Bögen. Sie reichen vom introspektiven, psychologischen Erforschen der menschlichen Seele über historische Exkurse bis zur bissigen Kapitalismuskritik.